Ein Drittel rasselt durch Prüfung für zweiten Gymi-Versuch
Der Kanton Zürich hat die Schraube beim Kurzgymnasium angezogen. Wer durch die Probezeit gerasselt ist und wieder ins Gymi will, muss nochmals die Zentrale Aufnahmeprüfung (ZAP) ablegen. Rund 100 Gescheiterte trabten diesen Frühling nochmals an. 60 von ihnen bestanden die Aufnahmeprüfung und können im Kurzzeitgymnasium einen neuen Anlauf starten.
Ein Drittel (rund 30) der erneuten Gymianwärter bestand die Prüfung hingegen nicht mehr. Für zehn von ihnen reichte es für die Handelsmittelschule. Insgesamt fielen rund 200 Schülerinnen und Schüler durch die Probezeit am Kurzgymi. Die Bildungsdirektion des Kantons Zürich hat die Zahlen ZüriToday auf Anfrage mitgeteilt.
«Wiegten sich in falscher Sicherheit»
Dass es möglich ist, beim ersten Mal die Gymiprüfung zu bestehen und ein Jahr später durchzurasseln, mag Fragezeichen auslösen. Härter ist die Prüfung laut Lucius Hartmann, Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und -lehrer, nicht geworden. Die Durchfallquote der erneut Angetretenen hält sich seiner Meinung nach im Rahmen. «Im Verhältnis zu derjenigen der Schülerinnen und Schüler, welche die Prüfung aus dem Stand heraus machten, ist die Erfolgsquote ja immer noch höher.»
Hartmann vermutet, dass sich die gescheiterten Ex-Gymischüler in einer falschen Sicherheit wiegten. «Weil sie die Prüfung schon einmal bestanden hatten, hielten sie es vielleicht nicht für nötig, sich nochmals sorgfältig darauf vorzubereiten.» Auch der Wechsel in die Sek könnte eine Rolle gespielt haben. Die Aufnahmeprüfung berücksichtige zwar den Stoff, den die Schülerinnen und Schüler in der Sek besprochen hätten. «Die Aufgabentypen unterscheiden sich aber teilweise von denjenigen, die man in der Sek häufig löst.»
Einpauken bringe nichts
Bei einer Prüfung zu scheitern, die man bereits einmal bestanden hat, ist besonders bitter. Lucius Hartmann sieht darin aber auch eine Chance. «So kann man sich überlegen, ob das Gymi wirklich der richtige Weg ist.»
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Dass Schüler, die in der Probezeit durchfielen, zuvor prüfungsfrei einen neuen Versuch im Gymi starten konnten, findet er nicht unfair. «Hätte man sie nach alten Verfahren ins Gymnasium reingewinkt, wären sie mit schlechteren Voraussetzungen in die Probezeit gegangen.» Wer sich den Prüfungsstoff nur einpauken lasse und nicht begreife, müsse ohnehin mit Schwierigkeiten in der Probezeit rechnen. «Man muss den Stoff begreifen und anwenden können.»
«Der Zug ist auf keinen Fall abgefahren»
Insgesamt bestanden rund 1500 Kandidatinnen und Kandidaten die Prüfung ins Kurzzeitgymnasium. Das Kurzgymnasium dazugezählt, schafften dieses Jahr 4000 Mädchen und Jungen den Sprung ins Gymi. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Erfolgsquote um rund zwei Prozent.
Hat es mit dem Kurzzeitgymi nicht geklappt, ist laut Hartmann der Zug aber «auf keinen Fall» abgefahren. Mit der Erwachsenenmatur, Berufsmatur oder einem Fachmaturitätsabschluss biete das Schweizer Bildungssystem gute Alternativen. «Auch mit diesen Abschlüssen kann man ein Studium aufnehmen.»