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Pride Checkpoint Zürich – 100 Personen machen an Zurich Pride erstmals HIV-Test

Test am Fest

100 Personen machen an Zurich Pride erstmals HIV-Test

Die Nachfrage nach den gratis HIV-Tests an der Zurich Pride war gross. 400 Personen liessen sich laut dem Leiter des Pride Checkpoints Zürich testen. Nonbinäre Menschen fordern, dass sich Arztpraxen und Spitäler den Checkpoint zum Vorbild nehmen.

Mit einem mulmigen Gefühl standen einige Teilnehmende auf dem Festivalgelände. Etwas abseits der bunten Menge, die auf der Landiwiese nach dem Umzug der Zurich Pride vom 15. Juni weiterfeierte, warteten sie am Pride Checkpoint Zürich auf ihr HIV-Testergebnis.

In einem grossen Zelt bot der Checkpoint sowohl am Freitag als auch Samstag kostenlose HIV-Tests an. 400 Personen hätten sich an der Pride auf HIV testen lassen, sagt Bastian Baumann, Leiter des Checkpoints Zürich auf Anfrage. Rund 70 Prozent waren männlich, 30 Prozent weiblich und fünf Prozent nonbinär. Damit unterzogen sich mehr Teilnehmende einem HIV-Test als an der Pride 2023. Damals seien es 350 Personen gewesen, sagt Baumann.

Zwei positive Tests

Die Pride blieb wegen des Testsresultats niemandem in schlechter Erinnerung. «Dieses Jahr waren alle Tests glücklicherweise negativ», sagt Baumann. Anders sah es an der letzten Pride aus. «Letztes Jahr hatten wir zwei reaktive Tests, dieses Jahr hat die Quote also abgenommen.»

Baumann bezeichnet die Tests an der Pride als Momentaufnahme. Daher könne schwer beurteilt werden, weshalb es in einem Jahr mehr oder weniger reaktive Ergebnisse gebe. «Wichtiger ist, dass für 25 Prozent der Menschen der HIV-Test an der diesjährigen Pride ihr allererster HIV-Test war.» Dabei handelt es sich um 100 Personen. Baumann: «Wir erreichen also eine Gruppe, die sich ohne unser Angebot an der Pride vielleicht nie getestet hätte.»

Die Menschen nutzen die Möglichkeit, sich unkompliziert testen zu lassen, sagt Baumann. An der Pride könnten die Interessierten auch zusammen mit Freundinnen und Freunden anstehen oder es sei ein Spontanentscheid aufgrund ihres Angebots oder ihrer Sichtbarkeit am Festival.

«Nonbinäre Menschen existieren in Medizin nicht»

Die Kampagne We Exist des Transgender Networks Switzerland (TGNS) setzt sich für einen dritten Geschlechtseintrag ein. «Für uns ist es wichtig, dass nonbinäre Menschen in der medizinischen Versorgung wahrgenommen werden», sagt Do Graff, Mitglied von We Exist. Dies beginne bereits bei der Anmeldung in einer Arztpraxis oder im Spital. «Solange es nur zwei Kästchen hat, um sein Geschlecht anzugeben, existieren nonbinäre Menschen in der Medizin nicht.» Graff lobt, dass der Pride Checkpoint bei der Anmeldung auch nonbinäre Menschen berücksichtigt habe.

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Die Nationale Ethikkommission geht von rund 150'000 Menschen in der Schweiz aus, die sich dem nonbinären Geschlecht zuordnen. Bei den Geschlechtern weiblich und männlich handelt es sich um binäre Geschlechter. Wer sich als nonbinär bezeichnet, identifiziert sich nicht oder nur teilweise entweder als Frau oder als Mann. Nicht-binäre Menschen können jegliche sexuelle Orienteriung haben – können also wie binäre Menschen auch heterosexuell sein.

Die Einführung eines dritten Geschlechtseintrags in der Schweiz ist zurzeit umstritten. Die Zürcher SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel warnte etwa, dass ein solches etwa in Datenbanken zu grossen Unsicherheiten führen würde. Das Bundesamt für Justiz arbeitet aktuell an einem Bericht und einer Prüfung, wie sich die Lage nonbinärer Menschen verbessern lässt. Bis im Sommer 2025 soll ein Schlussbericht vorliegen.

Quelle: ZüriToday / Bettina Zanni / TeleZüri / Rahel Osterwalder / CH Media Video Unit / Linus Bauer

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 24. Juni 2024 18:00
aktualisiert: 25. Juni 2024 12:02