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Zurich Pride 2024 – so bunt feierten die Teilnehmenden

Zurich Pride

Spezielle Unterwäsche, Männer in Röcken und Asexuelle – das war die Pride 2024

Über 20'000 Menschen nahmen am Samstag unter dem Motto «Frei in jeder Beziehung» am Zurich Pride Festival teil. Die Menschen an der Demo waren so bunt wie die Schweife der Einhörner. Hier gibt es den Rückblick.

Die Stadt Zürich stand im Zeichen der queeren Menschen. Über 20'000 Personen nahmen am Samstag an der Zurich Pride teil. Das Festival feierte sein 30-jähriges Bestehen unter dem Motto «Frei in jeder Beziehung». Es werde viel zu wenig darüber geredet, welche Beziehungsformen es gebe und wie diese gesellschaftlich und politisch akzeptiert seien, sagte Jill Nussbaumer, Co-Präsidentin des Vereins Zurich Pride Festival.

Quelle: TeleZüri / Rahel Osterwalder / CH Media Video Unit / Linus Bauer

Das Festival startete mit Reden auf dem Helvetiaplatz. Im Zentrum stand die Forderung nach einem dritten Geschlechtseintrag. «Nicht-Binäre existieren vor dem Schweizer Gesetz nicht – und das können und wollen wir nicht akzeptieren», sagte Lio Brändle, nonbinär, von We Exist. Michelle Halbheer, Co-Präsidentin der Mitte Kanton Zürich, doppelte nach: «Es ist Zeit für einen dritten Geschlechtseintrag!»

«Ich habe gerade den Stimmbruch»

Während der Reden verteilte Elias aus Liechtenstein fleissig Flyer. Er ist Gründer eines Unternehmens, das Unterwäsche für Transmenschen anbietet. Im Angebot hat sein Shop etwa Binder für trans Männer. «Damit können sie ihre Brüste abbinden», erklärte Elias. Auch er ist ein trans Mann. Beim Sprechen entschuldigte er sich für seine heisere Stimme. «Ich habe gerade den Stimmbruch, weil ich in der Transition bin.» Die Transition bezeichnet den Prozess, in dem eine trans Person zum Beispiel körperliche Änderungen vornimmt, um das eigene Geschlecht auszudrücken.

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Quelle: ZüriToday / Bettina Zanni /Rochus Zopp

Dragqueen Miss Miss Chris konnte sich vor Selfie-Anfragen kaum retten. «Ich bin sehr bekannt, weil ich eine sehr gutmütige Dragqueen bin, ein gutes Herz habe und weil ich an zwei Dragqueen-Wahlen als ‹Miss Congeniality› ausgezeichnet wurde», sagte die Dragqueen.

Quelle: ZüriToday / Bettina Zanni / CH Media Video Unit / Linus Bauer

«Noch keine Sekunde im Leben verliebt»

Kurz nach 15 Uhr waren die letzten Einhörner – zusammen mit dem Regenbogen gilt das Einhorn als Zeichen für sexuelle Vielfalt – aufgepumpt und der Demonstrations-Umzug ging los. Über 100 Gruppen waren dabei. Der Verein «Aromantisches und Asexuelles Spektrum» führte die bunte Parade an. «Ich bin aromantisch, asexuell und non-partnering», sagte Mitglied Gez. Sie sei noch keine Sekunde im Leben in jemanden verliebt gewesen. Gleich ergeht es Anna (29). «Gefühle wie Herzklopfen oder ein Feuerwerk im Kopf wegen einer anderen Person – das kenne ich nicht.»

Die Gesellschaft habe die Grunderwartungen, dass man Sex und eine Beziehung habe, sagt Gez. Die Gefahr sei deshalb gross, schlechte Formen von Hilfe zu bekommen oder sich falsch zu fühlen, habe man weder Sex noch Beziehung. «Dabei ist es ganz normal, kein Bedürfnis nach Sex und Partnerschaft zu haben und sich dabei gesund zu fühlen.»

Rebekka (23) besuchte die Pride, «um so zu sein, wie ich bin». Sie bezeichnet sich als pansexuell. «Ich habe recht früh gemerkt, dass ich queer bin und mir egal ist, wen ich liebe», sagte die Baslerin. Benedikt aus Wien wünscht sich von der Gesellschaft mehr Offenheit bei der Kleiderwahl. «Ich als Mann würde gerne Kleider oder Röcke anziehen», sagte er.

Quelle: ZüriToday / Bettina Zanni / CH Media Video Unit / Linus Bauer

Neun Festnahmen

Während des Umzugs, der vom Helvetiaplatz über den Paradeplatz bis zur Landiwiese führte, heizten Dragqueens auf Wagen mit lauter Musik den Demonstrierenden ein. Dabei fehlte auch Nemos ESC-Song «The Code» nicht. Spätestens bei den Strophen mit dem «Whoa-oh-ohoh» sangen alle lauthals mit.

Am Abend liessen die Teilnehmenden die Pride auf der Landiwiese ausklingen. Der Umzug hatte viele Teilnehmende hungrig gemacht – vor den Foodständen bildeten sich lange Warteschlangen. Die Stadtpolizei Zürich bilanzierte, dass die Demonstrationen im Rahmen der Zurich Pride grundsätzlich friedlich verlaufen seien.

Neun Personen wurden jedoch vorübergehend festgenommen. Sechs Schweizer und ein Deutscher aus der rechtsextremen Szene waren unter anderem mit einem Motorboot im Seebecken unterwegs, hatten homophobe Transparente dabei und brachten mit einer Drohne homophobe Flyer in Umlauf. Zudem nahm die Polizei einen Afghanen und einen Eritreer vorübergehend fest, die sich gegenüber den Pride-Teilnehmenden störend verhalten hatten. Drei weitere Personen wurden weggewiesen.

Hier gibts den Ticker zum Nachlesen:

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 16. Juni 2024 08:18
aktualisiert: 16. Juni 2024 08:18