Zürich
Stadt Zürich

Zürcher Gemeinderat versenkt Totalsanierung des Schauspielhauses

Das Schauspielhaus wird nicht komplett umgebaut, sondern nur mit kleineren Eingriffen modernisiert. Der Gemeinderat erteilt den Plänen des Stadtrates eine Abfuhr. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY
Sanierung

Der Pfauen wird nicht gerupft: Der alte Theatersaal bleibt bestehen

Der historische Pfauensaal im Schauspielhaus Zürich wird nicht herausgerissen. Der Gemeinderat hat den Umbauplänen von Stadtrat und Theaterführung am Mittwoch eine Abfuhr erteilt. Es kommt zur sanften Sanierung.

Der Gemeinderat sprach zwar einen Projektierungskredit von 13,9 Millionen Franken. Aber nicht für einen Totalumbau, wie es Stadtrat und Schauspielhaus wollten, sondern für eine Sanierung mit «sanften Eingriffen» etwa bei Akustik, Sicht und Brandschutz.

Diese «sanften Eingriffe» werden trotzdem über 100 Millionen Franken kosten. Geld war für einmal jedoch nicht das ausschlaggebende Argument: Fast alle Fraktionen wurden sich intern nicht einig, die SP entschloss sich sogar zur Stimmfreigabe.

Einzige Fraktion, welche den Totalumbau geschlossen unterstützte, war die GLP. Deren Sprecherin räumte ein, dass bei dieser Frage «das Baugefühl entscheidet, nicht die Kosten-Nutzen-Analyse». Für sie hänge Geschichte aber nicht an roten Sesseln.

Das Bauchgefühl der Parlamentsmehrheit wollte den Pfauen offensichtlich aber nicht rupfen. Der Stadtrat wird nun also eine Vorlage mit kleineren Eingriffen ausarbeiten. In einigen Jahren soll das Stimmvolk diesen Umbau dann noch bewilligen.

Angedacht ist dabei, dass das angrenzende Restaurant, in dem aktuell ein Bindella-Betrieb ansässig ist, zur Schauspielhausfläche dazugeschlagen wird. Statt Pizza gäbe es künftig also Cüpli in einem neuen Foyer, das auch ein Gastroangebot beinhalten soll.

Pfauensaal komplett herausreissen

Der Totalumbau, den Stadtrat und Theaterführung gefordert hatten, hätte dazu geführt, dass der historische Pfauensaal und die Bühne komplett herausgerissen worden wären. Dabei wäre der Saal um eine Etage angehoben worden, um mehr Fläche zu schaffen. Lediglich bei der Fassade wäre alles beim Alten geblieben.

Gegen das Vorhaben hatte sich aber von Anfang an Widerstand formiert. Eine Allianz von Kulturschaffenden und Heimatschützern setzte sich für den Erhalt des geschichtsträchtigen Saals ein.

Das Schauspielhaus mit dem Pfauensaal aus dem Jahr 1926 war während der Nazizeit die einzige noch freie deutschsprachige Bühne und gilt deshalb als Erinnerungsort der Theatergeschichte.

Verwaltungsrat reagiert enttäuscht

Der Verwaltungsrat der Schauspielhaus AG reagierte in einer Mitteilung enttäuscht auf den Entscheid des Stadtparlaments. Die gewählte Variante mit der leichten Sanierung werde dazu führen, dass das Publikum auch in Zukunft unbefriedigende Akustik- und Sichtverhältnisse in Kauf nehmen müsse.

Den Entscheid gelte es aber zu respektieren. «Damit ist der erste Vorhang gefallen», schreibt der Verwaltungsrat. Selbstverständlich sei es das Ziel, auch unter schlechteren Bedingungen das weiterhin bestmögliche Theater auf die Bühne zu bringen.

Es werde sich aber zeigen, ob die Stimmbevölkerung gleicher Meinung sei wie das Parlament und «einem Sanierungskredit von weit über 100 Millionen zustimmt, der die aktuellen Probleme der Theaterschaffenden nicht löst, sondern noch verschärft».

Quelle: sda
veröffentlicht: 9. März 2022 19:45
aktualisiert: 9. März 2022 19:58