«Warum habe ich da mitgemacht?» So denken Schweizer Tiktoker über Challenges
Seit längerem ist Tiktok in Kritik geraten, wegen der sogenannten «Challenges». Ähnlich einer Mutprobe, stellt man sich einer Herausforderung. Dabei läuft die Kamera, zum Beweis, dass man es gewagt oder geschafft hat. Doch die vermeintlichen «Lifehacks» und «Herausforderungen» können richtig gefährlich werden. Jüngstes Opfer ist die 12-jährige Milagros Soto aus Argentinien. Sie nahm an der Würg-Mutprobe «Blackout-Challenge» teil und strangulierte sich zu Tode. Angeblich soll das Mädchen in der Schule gemobbt worden sei.
Von sinnvollen und gefährlichen Challenges
In den sozialen Netzwerken geht das viral, was Emotionen weckt und Aufmerksamkeit erregt. Beispiele von fragwürdigen bis sehr gefährlichen Challenges gibt es viele: Die #DeviousLickChallenge fordert Schüler auf, Seifenspender, Desinfektionsmittel und sogar komplette Toiletten aus der Schule zu entfernen. Wer sich an die #TidePodChallenge heranwagt, muss sich mit Waschpulver-Pads vollstopfen.
Dass es auch positive Aktionen gibt, die durchaus sinnvoll sind, beweist das Beispiel mit dem Hashtag #cleansnap. Dabei ging es um den Kampf gegen Umweltverschmutzung. Für jeden Clip spendete TikTok Geld an den Umweltschutz-Verein «Wings of the Ocean».
Kreativ sein und dafür Zuspruch bekommen
«Social Media gehört zum Alltag, ist aber auch stark getrieben von Algorithmen und Trends. Jugendliche wollen sich ausprobieren und ahmen diese Videos nach. Zentral ist die Förderung von Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen, damit sie über die Chancen und Gefahren wissen.» führt Anja Meier von Pro Juventute Schweiz aus.
Sich zu blamieren, nicht cool genug sein oder gar ausgegrenzt und dadurch «gehatet» zu werden, ist eine grosse Angst der jungen Tiktokerinnen und Tiktoker. «Man tut nur noch das, was die meisten Leute wollen und wird somit zum totalen Mitläufer. Nachher denkt man sich: Warum habe ich denn da mitgemacht, warum gibt es denn da so viele peinliche Videos von mir?», sagt ein 14-jähriges Mädchen in der Umfrage. Sie wolle deshalb nicht mehr jeden Trend unhinterfragt einfach mitmachen, nur damit sie mehr Zuspruch bekomme.
Was ist die Erfolgsformel für Tiktok?
Auf die Frage, was denn nun zum Erfolg auf Tiktok führt, sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig: Man soll keine Angst haben sich zu zeigen, Inhalte müssen lustig sein, aber dabei soll man authentisch bleiben und sich nie verstellen. Manche geben allerdings an, die Erfolgsformel selbst noch nicht gefunden zu haben.
Dass man es tatsächlich ohne solche Challenges zu vielen Followers bringen kann, zeigt Tiktokerin «Wemmse». Sie steht mit über 300'000 Followers sehr gut da. Sie nimmt grundsätzlich nicht an Challenges teil, aber mache bei aktuellen Trends mit. Ihre persönliche Art versuche sie dabei immer einzubringen. Als sie jünger war, fand sie es jedoch sehr spannend, virale Challenges mit ihren Freundinnen nachzumachen. Heute sind ihr die oftmals «zu crazy».
@wemmse let‘s talk about his weird behaviour tho 🤪🤙🏼
♬ original sound - Bar Rescue
«Es ist bestimmt kein schlechter Anfang, bei aktuellen Trends mitzumachen», meint «Wemmse» dazu. Mit ein bisschen Glück erreiche man dadurch viele Menschen. Trotzdem findet sie, dass man es als neuer Creator auch schaffen kann, wenn man aus der Masse heraussticht, indem man ganz neue Ideen umsetzt.
«Lieber authentisch und realistisch bleiben»
Tiktoker «T_Ronimo» hat dies bereits geschafft: Er unterhält seine 182'100 Follower täglich mit bis zu sechs unterhaltsamen Sketch-Videos, und beschäftigt sich deshalb selten mit Challenges. Er nennt Kontinuität, Kreativität und Authentizität, gepaart mit etwas Glück, als auschlaggebende Faktoren für Erfolg. Seit zwei Jahren baut er sich geduldig eine Community auf.
Auch Tiktokerin «Wemmse» meint: «Ich achte darauf, authentisch und realistisch zu bleiben – in der Hoffnung, ich könne dadurch Menschen jeden Alters zeigen, dass man sich nicht verstellen muss, um etwas zu erreichen.»