Zürich
Stadt Zürich

SRF-Radiomoderator Stefan Flury moderiert für Stadt Zürich

«Heikle Themen»

Wegen Beschimpfungen – Stadt Zürich zahlt Moderator mit Bündner Charme

An einer Info-Veranstaltung für das Quartier der Thurgauerstrasse setzte die Stadt Zürich auf einen Eventmoderator. Das Sicherheitsdepartement wollte damit verhindern, dass die Emotionen im Publikum hochgingen. Doch das Vorgehen ist umstritten.

Die Stadt Zürich setzt auf externen Charme. Kürzlich fand mit den Stadträtinnen Simone Brander und Karin Rykart eine Info-Veranstaltung zum Thema «Schulwegsicherheit und Velovorzugsroute Thurgauerstrasse» statt. Den Anlass moderierte nicht etwa eine interne Person, sondern Eventmoderator und SRF-Radiomoderator – in charmantem Bündner Dialekt.

Der Moderator und Bruder des SRF-Meteomoderators Gaudenz Flury leitete das Gespräch zwischen dem rund 70-köpfigen Publikum und den Vertretenden der Stadt. Auch lockerte er den Info-Abend mit Spässchen und witzigen Kommentaren auf wie «ich bin also nicht für die Wetter-Prognosen verantwortlich» oder «ich bin Bündner und deshalb neutral hier». Dazu gehörte die eine oder andere Stichelei. Zu den Ausführungen eines Schulpolizisten zum Verhalten auf dem Schulweg sagte er etwa: «Solch eine Schulung hätte mir in meiner Schulzeit in Davos auch gutgetan.» Die Mitarbeitenden der Stadt wurden derweil zu Mikrofonhaltern degradiert.

«Mit hohen Kosten verbunden»

Für seinen Moderationsjob erhielt Flury von der Stadt ein Honorar von «unter 1000 Franken», wie er auf Anfrage sagt. Darin seien auch die Vorbereitung und die Spesen inbegriffen.

Solche Engagements sind umstritten. Die Zürcher Gemeinderäte Stephan Iten (SVP) und Christian Huser (FDP) schreiben in einem Vorstoss, dass die Stadt oft kommunale, nationale und internationale Firmen und Referenten anstelle. «Diese personellen Ressourcen sind mit hohen Kosten verbunden.» Die Gemeinderäte wollen deshalb von der Stadt wissen, unter welchen Bedingungen sie für Informationsveranstaltungen externes Personal beizieht.

«Schutz vor Beschimpfungen»

An der Veranstaltung informierte die Stadt über die Velovorzugsroute in Zürich Nord und den damit verbundenen Spurabbau. Sowie, dass auf der Thurgauerstrasse Tempo 30 geplant ist. Im Bereich des neuen Schulhauses Thurgauerstrasse gilt das geplante Temporegime vorübergehend bereits ab August.

Das Sicherheitsdepartement begründet das Engagement des externen Moderators mit der Themenwahl. «Wenn die Stadt heikle Themen wie Velovorzugsroutenplanung, was mit Parkplatzabbau in der blauen Zone verbunden ist, oder Schulwegsicherheit der betroffenen Bevölkerung vorstellt, branden die Emotionen oftmals in hohen Wogen gegen das Podium», sagt Mediensprecher Mathias Ninck.

Auf dem Podium sitzen laut Ninck nicht nur Politikerinnen und Politiker, die so etwas hinnehmen müssten, sondern auch Verwaltungsangestellte wie Projektleiterinnen und -leiter. «Einerseits hilft eine professionelle Moderation, dass solche Anlässe neutral präsentiert werden, und andererseits kann so das präsentierende Personal vor Beschimpfungen und anderen Formen der Herabwürdigung geschützt werden.»

Wie oft die Stadt für Info-Veranstaltungen auf externe Moderatorinnen und Moderatoren zurückgreift, beantwortet das Sicherheitsdepartement nicht. Zuerst müssten sie die Fragen dem Parlament beantworten, sagt Ninck mit Verweis auf den hängigen Vorstoss der beiden Gemeinderäte.

Humor-Freipass für Bündner in Zürich

Stefan Flury war nicht das erste Mal für die Stadt Zürich im Einsatz. Zuvor habe er unter anderem einen Info-Anlass über die Velovorzugsroute in Wollishofen und einen Workshop zum Thema urbane Logistik moderiert, sagt der Eventmoderator. «Meine Rolle ist jeweils, durch den Abend zu führen, um die Expertinnen und Experten der Stadt zu entlasten.» So könnten sie sich besser auf ihre Arbeit konzentrieren.

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Bündnerdeutsch landet in Rankings zur Beliebtheit von Dialekten regelmässig auf den vorderen Plätzen. In Zürich reicht manchmal bereits eine Bündner Nummer, um Sympathiepunkte zu holen. Dass die Stadt mit Stefan Flury einen Zürcher mit Bündner Dialekt wählte, soll aber Zufall gewesen sein. «So richtig 100 Prozent waschechte und in der Wolle gefärbte Zürcherinnen und Zürcher gibt es eher selten», sagt Mathias Ninck. So gesehen entspreche die von der Stadt getätigte Wahl des Bündners der statistischen Wahrscheinlichkeit.

Stefan Flury stammt ursprünglich aus Davos und würde seinen Dialekt in Bezug auf sein Engagement nicht überbewerten. «Aber als Bündner hat man sicher mehr Sympathien», sagt er. «An Info-Anlässen kann ich mir als Nicht-Stadtzürcher deshalb einen Humor erlauben, den die Zürcherinnen und Zürcher sonst weniger goutieren.»

Quelle: ZüriNews / Spurabbau an Thurgauerstrasse für Velovorzugsroute erzürnt Bürgerliche / Beitrag vom Juni 2024

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 21. Juni 2024 04:45
aktualisiert: 21. Juni 2024 08:13