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Schauspieler klagt gegen Theater Neumarkt wegen Rassismus

Schauspieler Yan Balistoy reicht eine Strafanzeige gegen das Theater Neumarkt ein.
Foto: KEYSTONE
Rassismus

Jüdischer Schauspieler reicht Strafanzeige gegen Theater Neumarkt ein

Schauspieler Yan Balistoy wirft dem Zürcher Theater Neumarkt Verletzung der Antirassismus-Strafnorm vor. Nun reicht der Künstler eine Strafanzeige gegen mehrere Personen ein.

Der jüdische schweizerisch-israelische Schauspieler Yan Balistoy hat gegen den Verwaltungsratspräsidenten, die drei Direktorinnen und den Hausdramaturgen des Zürcher Theaters Neumarkt eine Strafanzeige eingereicht, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Er wirft ihnen Verletzung der Antirassismus-Strafnorm und üble Nachrede vor. Die Strafanzeige wurde der Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat zugestellt.

Von Vorstellung ausgeschlossen

Hintergrund ist, dass Balistoy der Leitung des Theaters vorwirft, ihn seit August 2021 von Aufführungen auszuschliessen, bei denen auch eine libanesische Schauspielerin engagiert ist. Die Frau habe sich geweigert, mit ihm zusammen auf der Bühne zu stehen und als Begründung ein libanesisches Boykottgesetz angeführt, das es libanesischen Staatsangehörigen verbiete, mit Israelis Kontakt zu pflegen. Indem man ihn von den Vorstellungen ausschloss, habe das Theater verhindern wollen, dass die Sicherheit der libanesischen Schauspielerin oder ihrer im Libanon lebenden Familie gefährdet werde.

Obwohl aus einem Schreiben des Anwalts des Theater Neumarkt hervorgeht, dass Balistoy aufgrund dieses Gesetzes tatsächlich weniger oft eingesetzt wurde, gab der Verwaltungsrat eine unabhängige Untersuchung zur Arbeitskultur am Theater Neumarkt in Auftrag. Der Fall Balistoy wurde bei dieser Untersuchung aber nicht berücksichtigt, wie der «Tagesanzeiger» schreibt.

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Im April 2024 entkräftete der Untersuchungsbericht dann indirekt die Vorwürfe von Balistoy – und entlastete die Direktion in allen Punkten. Die Theaterdirektion kommunizierte: «Antiisraelisches und antijüdisches Gedankengut hat bei uns keinen Platz. Genauso lehnen wir das diskriminierende libanesische Gesetz ab.»

«Verstösst gegen die Schweizer Bundesverfassung.»

Nun hat Balistoy Strafanzeige eingereicht. Seine Agentur geht in einer Medienmitteilung erneut auf das Boykottgesetz ein. Es heisst da: «Das im Libanon geltende anti-israelische und antisemitische Boykottgesetz in der Schweiz anzuwenden, verstösst gegen die Schweizer Bundesverfassung.» Hinzu komme, dass das Boykottgesetz im Kern ein Wirtschafts-Boykott sein. Es ziele insbesondere auf den Import israelischer Güter in den Libanon – und nicht etwa «auf Kontakte zwischen libanesischen und jüdisch-israelischen Privatpersonen im Ausland».

Zudem habe der Hausdramaturg den Entscheid des Theaters auf seinem öffentlichen Instagram-Profil geteilt, was Balistoy als rufschädigendes Verhalten empfindet. Balistoy fordert in der Strafanzeige eine Beschlagnahmung von Unterlagen des Theater Neumarkt, sowie eine Hausdurchsuchung, um E-Mails, Schreiben und Notizen sicherzustellen. (yam)

(joe)

Quelle: watson
veröffentlicht: 9. Juni 2024 12:41
aktualisiert: 9. Juni 2024 12:41