Sauf-Gruppen schmarotzen vor Beizen im Niederdorf und lärmen
Knausrige Touristinnen und Touristen ziehen in der Altstadt von Como empörte Blicke auf sich. Kürzlich setzten sich zwei französische Touristen in einem Gässchen an den Tisch eines geschlossenen Restaurants und futterten dort ihr Abendessen. Gekauft hatten sie dieses bei einem Take-away.
Die Szene knipste ein Einheimischer ab und schickte sie dem lokalen Online-Portal «QuiComo». Vielleicht hätten sich die beiden Touristen erschrocken von den Preisen entschieden, sich die Kosten für Gedeck und Service zu sparen und ein Take-away-Menü einem Restaurantbesuch vorgezogen, frotzelte das Portal. Stolze Preise sind nicht das einzige, was die italienische Stadt am Comersee mit Zürich verbindet.
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«Leute, die Tische und Stühle von geschlossenen Restaurants benutzen, sind bei uns ein Dauerthema», sagt Felix Stocker, Präsident des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat. In den Sommermonaten vor allem an den Wochenenden nutzten fremde Gruppen im Niederdorf Sitzplätze. «Sie setzen sich eingedeckt mit alkoholischen Getränken dort hin, trinken und verursachen Lärm.»
Viele Lärmklagen im Kreis 1
Die nächtlichen Saufgelage führen zu Lärmklagen aus der Nachbarschaft. «Für Familien mit Kindern und ältere Menschen ist es zum Teil nicht mehr möglich, in der Altstadt zu wohnen», sagt Felix Stocker. Bis Ende Juli registrierte die Stadtpolizei Zürich im Kreis 1 rund 200 Lärmklagen, 2023 waren es rund 700. Im Vergleich zur ganzen Stadt übertraf der Kreis 1 die restlichen elf Stadtkreise um rund 200 Lärmklagen.
Dass auf ihren Möbeln keine feiernden Schmarotzer hocken, hätten die Wirte in der Hand. Gemäss dem Leitfaden der Boulevardgastronomie ist das Mobiliar ausserhalb der Öffnungszeiten so zu sichern, dass es nicht von Drittpersonen benutzt werden kann. Auch müssen Abfallbehälter und andere lose Gegenstände weggeräumt werden. Zu den nächtlichen Sauf-Gelagen an Tischen vor Restaurants und Cafés kommt es laut dem Quartiervereinspräsidenten, weil manche Gastrobetriebe ihr Mobiliar aber nicht oder mangelhaft sichern.
«Kann zu Verzeigung kommen»
«Für die Wirtinnen und Wirte ist es mühsam, nach Betriebsschluss noch Stühle und Tische mit Ketten zu sichern», sagt Stocker. Der Aufwand lohne sich jedoch, da von einem guten Einvernehmen in der Nachbarschaft alle profitierten.
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Solchen Betrieben drohen Konsequenzen. «Sollte dies durch eine Polizeipatrouille festgestellt oder durch Dritte gemeldet werden, wird die Situation angeschaut», sagt Michael Walker, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich. «Bei einem Verstoss gegen den Leitfaden Boulevardgastronomie kann es zu einer Verzeigung zu Handen des Stadtrichteramtes Zürich kommen.»
Gastro Stadt Zürich widerspricht
Gastro Stadt Zürich bestreitet das Problem. «Die Betriebe binden ihre Tische und Stühle mit Drahtseilen zusammen. Gemäss meinen Beobachtungen machen das eigentlich alle», sagt Präsident Nicolas Kern. Dies liege im Interesse der Betreibenden. «Schliesslich fällt es auf sie zurück, wenn es Lärmklagen gibt, weil fremde Leute dort Party machen.» Ganz verhindern liessen sich solche Saufgelage aber nicht. «Wenn Leute trotzdem Bier auf die Tische stellen, nützen die Vorkehrungen wenig.»
Nicolas Kern ortet das Lärmproblem im Niederdorf zudem an einem anderen Ort. «Auf der Treppe vor der Kirche am Predigerplatz: Dort gibt es regelmässig nachts Partys.» Es sei ein grundsätzliches Problem, dass die Bevölkerung vor allem in den Sommermonaten auch nach Mitternacht noch auf der Gasse sein wolle. Deshalb habe die Stadt Zürich die mediterranen Nächte eingeführt. «Diese hat Herr Stocker leider bekämpft.» Was vor ihren Betrieben nach Betriebsschluss passiere, stehe nicht in der Macht der Wirtinnen und Wirte.
