Ist dies das abenteuerlichste Parkhaus in Zürich?
M. H. meldete sich bei ZüriToday mit einem Hinweis. Kürzlich war sie mit ihrem Freund im Auto und suchte einen Parkplatz in Zürich-Oerlikon. Als sie keinen fanden, sagte er zu ihr: «Jetzt gehen wir ins schäbigste Parkhaus von Zürich.» Das machte sie neugierig, hatte sie noch nie von so einem schlimmen Parkhaus gehört.
«Ist es das jetzt gewesen?»
Als sie in das Parkhaus Jungholz in der Nähe des Bahnhofs Oerlikon hineinfuhren, wusste sie sogleich, was ihr Freund meinte: «Ich sah diese hunderten Stahlträger, unten rostig und sich durchbeugend.»
M. H. erwartete, dass das Parkhaus jeden Moment zusammenbrechen würde und fragte sich, ob es das jetzt gewesen sei: «Schaffe ich es je wieder lebend heraus?»
Sie schickt der Redaktion einige Fotos, auf denen die Stahlträger zu sehen sind. Auch auf Google finden sich Bilder des Parkhauses. In den Bewertungen wundern sich allerlei Leute über die Träger.
Parkplätze breit, aber nur ein Automat
Ein User schreibt: «Die unzähligen Deckenstützen tragen nicht unbedingt dazu bei, dass man sich in diesem Parkhaus sicher und wohl fühlt.» Ein anderer fragt sich, wofür es die vielen kleinen Stützen für eine Bewandtnis hätten.
Viele heben dafür positiv hervor, dass die Parkplätze so breit seien. Einer schreibt, dies sei nur wegen der Stützen: «Das machen die nicht freiwillig. Wie hoch ist die Chance, dass die Hütte mal zusammenbricht?» Ausserdem mute das Gebäude etwas seltsam an und wirke durch die Bauweise sehr temporär.
Wieder andere monieren, dass das Parkhaus «eine reine Zumutung sei». Dies, weil es für das ganze Parkhaus nur einen einzigen Automaten gebe und weder mit Karte noch mit Twint gezahlt werden könne.
Seit mindestens fünf Jahren so
Auch eine Anfrage bei der benachbarten Fahrschule zeigt, dass das Parkhaus bereits seit fünf bis sechs Jahren auf wackeligen Stützen steht. Der Besitzer sagt, er verstehe die Verwunderung der Leute: «Ich war zu Anfang auch skeptisch. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.» Das Parkhaus sei jedoch stark frequentiert.
Die Suche nach Betreiber und Besitzer des Gebäudes gestaltet sich nicht ganz einfach. Auf einer etwas in die Jahre gekommenen Website ist eine Immobilienfirma aufgelistet. Die verlinkte Website führt ins Leere. Beim Unternehmen selbst weiss man nichts von einem solchen Parkhaus. Auch die Nachfrage beim Hochbaudepartement der Stadt Zürich bringt nichts Neues. Sicher ist nur: Der Stadt gehört es nicht.
Nach weiterem Nachhaken bei der Immobilienfirma findet sich endlich jemand, der Auskunft geben kann. Man sei sehr wohl Betreiberin des Gebäudes, habe dies aber einer externen Firma zur Bewirtschaftung übergeben.
Stützen aus «statischen Gründen» montiert
Ein Hauswart gibt schliesslich weitere Details bekannt: Das Gebäude sei schon ziemlich alt und hätte einmal zu einem grossen Industrieareal gehört. Die Stützen, auch Bauspriessen genannt, seien aus «statischen Gründen» montiert worden.
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Ausserdem seien die Anzahl Parkfelder reduziert worden, um die Bausicherheit des Parkhauses zu gewährleisten – deshalb die breiten Parkplätze.
Eine Sanierung sei nicht vorgesehen, da das Gebäude bald abgerissen werde. Mehr könne er dazu jedoch nicht sagen. Er verweist auf die Grundeigentümer.
Teil von Entwicklungsgebiet Neu-Oerlikon
Diese melden sich einige Tage später. Endlich ist klar: Es handelt sich dabei um die ABB Schweiz AG. Ein Sprecher schreibt, dass das erwähnte Parkhaus Teil des Entwicklungsgebietes Neu-Oerlikon sei und dementsprechend in naher Zukunft abgerissen werde.
«Die installierten Bauspriessen zur Gewährleistung der Statik werden regelmässig von externen Statikern geprüft», so der Sprecher. Die letzte Inspektion sei erst jüngst erfolgt – mit dem Ergebnis, dass die Stützen ihren Zweck unverändert vollumfänglich erfüllten.
Dass sich trotzdem ein mulmiges Gefühl bei der Nutzung des Parkhauses einstellt, ist diesem Hinweis wohl nicht sehr abträglich. Auch M. H. sagt, dass sie das Parkhaus nur nochmals nutzen würde, «wenn alle anderen Möglichkeiten besetzt seien».
Kennst du andere schlimme Parkhäuser? Schreib es in die Kommentare.