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Stadt Zürich

Günstiger Wohnraum im Kanton Zürich ist rar – Notunterkünfte helfen Armen

Zürcher Wohnungskrise

Mietexplosion erfasst ganzen Kanton – Häuser werden zu Notunterkünften

Die Wohnungskrise im Kanton Zürich erreicht einen neuen Höhepunkt. Die Gemeinde Niederhasli nutzt ein Einfamilienhaus als Notunterkunft für Mieter am finanziellen Limit. Der Zürcher Mieterverband reagiert alarmiert.

Mickrige Wohnungen zu stolzen Mietpreisen – der Kanton Zürich ist für Wohnungssuchende ein riesiger Frust. Finden Normalverdienende eine bezahlbare Bleibe, haben sie oft mehr Glück als Verstand. Besonders hart trifft die Wohnungskrise Menschen, die sich kaum über Wasser halten können. Die Wohnungskrise hat nun einen neuen Höhepunkt erreicht.

Damit Bewohner, die finanziell am Limit sind, nicht auf der Strasse landen, nutzt die Gemeinde Niederhasli ein zur Miete ausgeschriebenes Einfamilienhaus als Notunterkunft. «Das Projekt richtet sich explizit nicht an Personen aus dem Asylbereich», schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung. Das Projekt für die armutsbetroffenen oder armutsgefährdeten Personen ist auf zwölf Monate befristet und befindet sich im Dorf.

Platzmangel seit Ukraine-Krieg

Die Gemeinde spricht angesichts der steigenden Referenzzinssätze, der erhöhten Energiepreise, der steigenden Mieten im Zuge von Energiesanierungen und der zunehmenden allgemeinen Teuerung von einer verschärften Situation rund um das Thema Wohnen. Hinzu komme die Wohnungsknappheit, die auch in der Gemeinde Niederhasli insbesondere im unteren Preissegment vorherrsche. «Armutsbetroffene und -gefährdete Personen bekunden zunehmend Mühe, bei steigenden Mieten die Wohnung zu behalten beziehungsweise, es wird immer schwieriger, überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden», schreibt die Gemeinde weiter.

Gemeindeschreiber Patric Kubli spricht auf Anfrage von mangelnden Reserven. Bis anhin habe es in den Asylwohnungen jeweils noch Platz für Armutsbetroffene aus Niederhasli gegeben. «Seit dem Ukraine-Krieg sind unsere Unterkünfte dauerhaft voll.» Manche Niederhaslerinnen und Niederhasler wohnten günstig und erhielten plötzlich die Kündigung. «Die Notunterkunft richtet sich demnach an Wohnungssuchende, die aus finanziellen Gründen auf die Schnelle selber kein Dach über dem Kopf finden.»

«Ein Versäumnis der Behörden»

Der Mieterinnen- und Mieterverband Zürich reagiert auf die Massnahme alarmiert. «Das Beispiel Niederhasli zeigt, dass die Mietexplosion den ganzen Kanton erfasst hat», sagt Mediensprecher Walter Angst. Es zeige auch, dass die von der Sozialhilfe übernommenen Kosten für die Miete offenbar nicht ausreichten, um in Niederhasli eine Wohnung zu finden.

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Angst geht davon aus, dass mittlerweile viele Gemeinden Wohnungen oder ganze Häuser anmieten. Dabei handle es sich um Gemeinden, die keine oder viel zu wenige gemeindeeigene Wohnliegenschaften in ihrem Besitz hätten. «Das ist ein Versäumnis der Behörden.» Mit einer aktiven Liegenschaftspolitik in Form von Kaufen und Halten von Wohnliegenschaften und der Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus mittels Abgabe von Land im Baurecht an Wohnbaugenossenschaft zu günstigen Konditionen könnten Notmassnahmen wie in Niederhasli verhindert werden.

«Es braucht Massnahmen, um die Mietzinsexplosion zu dämpfen und bezahlbare Wohnungen zu erhalten», fordert Angst. Dazu sei ein Umdenken nötig. «Um unter der Wohnungsnot leidenden Haushalten mit bezahlbarem Wohnraum versorgen zu können, ist mittelfristig der Bau von Wohnungen auf gemeindeeigenen Grundstücken der günstigste Weg.» Dies merkten jetzt auch von bürgerlichen Parteien geführte Gemeindevorstände, so der ehemalige AL-Gemeinderat.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 10. Juni 2024 04:45
aktualisiert: 10. Juni 2024 04:45