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Der Dalai Lama tritt im Hallenstadion auf – Zürcher Tibeter ist hautnah dabei

Hoher Besuch

Zürcher Tibeter empfängt den Dalai Lama

Der Dalai Lama kommt am Sonntag ins Zürcher Hallenstadion. «Sein Besuch bedeutet mir sehr viel», sagt Ngawang Gangshontsang, Präsident der Tibeter-Gemeinschaft Oetwil am See. Den Empfang am Freitagabend kann er kaum erwarten.

Zürich bekommt Besuch vom höchsten Vertreter des Buddhismus. Der 14. Dalai Lama wird am Sonntag im Hallenstadion an einer Langlebenszeremonie teilnehmen und eine Unterweisung in tibetischer Sprache geben. Am Freitagabend landet der Tibeter am Flughafen Zürich und begibt sich danach ins Hotel Hilton Airport.

Ngawang Gangshontsang ist Präsident der Tibeter-Gemeinschaft Oetwil am See und ehemaliger Abgeordneter des tibetischen Exilparlaments. Er ist voller Vorfreude. «Die Zeit will fast nicht herumgehen», sagt er am Freitagmorgen zu ZüriToday.

Der 75-Jährige wird ihn mit rund 2000 Tibeterinnen und Tibetern sowie weiteren Teilnehmenden in Opfikon empfangen. Da der Dalai Lama eine Knie-Operation hinter sich habe und deshalb nicht gut gehen könne, werde er mit dem Auto zum Hotel fahren, sagt Gangshontsang. «Er wird langsam die Strasse entlangfahren, während wir ihn mit einer tibetischen Glücksschleife begrüssen.» Im Hotel gebe es eine kurze Begrüssung. «Danach geht er in sein Zimmer, um sich auszuruhen.» Dies sei für den bereits 89-Jährigen nach der langen Reise wichtig.

Sei ein anderer Mensch geworden

«Der Besuch des Dalai Lama bedeutet mir sehr viel», sagt Ngawang Gangshontsang. Er sei dem geistigen Oberhaupt dankbar dafür, sich damals für die Aufnahme tibetischer Flüchtlinge in der Schweiz eingesetzt zu haben. Es sei kein Zufall, dass ausgerechnet die Schweiz so viele Tibeterinnen und Tibeter aufgenommen habe. «In Tibet haben wir nicht nur viele Berge wie in der Schweiz.» Auch das Güman, ein Pendant zum Hackbrett, und das Klosteralphorn verbinde Tibet mit der Schweiz. «Im Namen aller Tibeterinnen und Tibeter bedanken wir uns bei der Schweizer Regierung wie auch der ganzen Bevölkerung, dass wir eine zweite Heimat bekommen haben.»

Gangshontsang traf den Dalai Lama in vergangenen Jahren bereits persönlich, etwa 2023 in Dharamsala. «Er ist ein wunderbarer Mensch, der Idylle und Frieden auf Erden bringt.» Seit den Treffen mit ihm habe er seine Philosophie noch mehr verinnerlicht und sei deshalb ein anderer Mensch geworden. «Die gelebte Dankbarkeit jeden Tag gibt mir inneren Frieden.» So habe er sich in seinem Berufsleben auch keinen Moment mehr gefragt, warum er arbeiten gehe. «Den Lohn, den ich verdiente, bedeutete für mich, dass ich etwas zurückgeben musste», sagt der inzwischen Pensionierte.

Zungen-Gate

Trotz seiner Beliebtheit machte der Dalai Lama auch negative Schlagzeilen. 2023 küsste er bei einem öffentlichen Anlass in Dharamsala einen Buben auf den Mund und forderte ihn auf, ihm die herausgestreckte Zunge zu lutschen. Das viral gegangene Video löste scharfe Kritik und den Vorwurf des sexuellen Übergriffs aus. Exiltibeter standen aber geschlossen hinter ihrem Oberhaupt.

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Auch Ngawang Gangshontsang verstand die Aufregung nicht. «In Tibet ist es üblich, dass ältere Menschen Kinder küssen und ihnen die Zunge zeigen», stellt er klar. Der Twitter-Account des Dalai Lama erklärte, seine Heiligkeit necke Menschen bei Treffen oft auf unschuldige und spielerische Weise, auch in der Öffentlichkeit und vor Kameras.

Auch im Hallenstadion am Sonntag wird der Präsident der Tibeter-Gemeinschaft Oetwil am See Dalai Lama hautnah erleben. Er und weitere Vertretende begrüssen ihn mit einer Glücksschleife. Danach werde er den Thron besteigen und an einer Langlebenszeremonie teilnehmen und am Schluss eine Unterweisung geben, sagt Gangshontsang. Für ihn bedeutet dies, rund eine Stunde im Schneidersitz zu verbringen. «Das wird nicht einfach», sagt er lachend. Er glaubt aber nicht, dass er einen Krampf bekommt. «Hat man den Dalai Lama vor sich, vergisst man alles rundherum.»

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 23. August 2024 14:41
aktualisiert: 23. August 2024 14:44