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Warum in der Stadt Zürich so viele Orte den gleichen Namen haben

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Warum in Zürich so viele Orte den gleichen Namen haben

Menschen, die in Zürich aufgewachsen sind, haben es vielleicht noch gar nie bemerkt. Wer aber irgendwann in die Stadt an der Limmat gezogen ist, dem fiel womöglich auf, dass mehrere Orte einen ähnlichen Namen tragen, obwohl sie sich in unterschiedlichen Stadtteilen befinden. Was steckt dahinter?

Werd

Das Wörtchen «Werd» begegnet einem in der Stadt Zürich an zwei Orten. Wer gerne in der Limmat schwimmt, dem ist die Werdinsel im Quartier Höngg sicher ein Begriff. Neben einer offiziellen Badeanlage finden sich auf ihr auch Grillmöglichkeiten und ein Fussballfeld. Im Kreis 4, gut fünf Kilometer entfernt, taucht das Wort im Stadtplan noch einmal auf. Bekannt ist dort vor allem das Hochhaus Werd. Es wurde in den 70er-Jahren für die Schweizerische Bankgesellschaft erbaut. Heute beherbergt es Teile der Zürcher Stadtverwaltung.

Wie passen Baden und Behörden zusammen? Der Name Werd geht auf althochdeutsch «werid» beziehungsweise mittelhochdeutsch «wert» zurück, was «Insel, Flussinsel» bedeutete. Bei der Werdinsel liegt diese Bezeichnung nahe, sie liegt zwischen der Limmat und dem Giessenkanal.

Die Werd im Stadtzentrum lag ursprünglich zwischen der Sihl und dem Wiediker Dorfbach, was ihr ebenfalls einen gewissen Insel-Charakter verlieh. Zwischen zwei Armen des Sihlkanals stand bis Anfang des 20. Jahrhunderts ausserdem die «Werdmühle», die einem heutigen Platz den Namen gab.

Letzi

Im Quartier Oberstrass führt die Letzistrasse vom Monte Diggelmann bis zur Winterthurerstrasse. Jenseits von Limmat und Bahngleisen taucht der Begriff gleich nochmals auf. Der Letzigraben verbindet Badener- und Triemlistrasse. Das gleichnamige Freibad, der Letzipark und natürlich das Stadion Letzigrund sind allen Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt bekannt und beliebte Freizeit- und Shoppingziele.

Die Erklärung für die doppelte Letzi findet sich in der mittelalterlichen Geschichte Zürichs. Der Letzigraben folgt dem früheren Verlauf der sogenannten «Letzimauer». Diese Talsperre war ein Vorwerk der Zürcher Stadtbefestigung und lag einst weit ausserhalb der eigentlichen Stadtmauern.

Die Verteidigungslinie führte vom Hardturm an der Limmat bis zu der Ruine Friesenberg, welche an den Abhängen des Uetlibergs liegt. In Zürich war die Letzimauer wohl mit einem Wassergraben gepaart, was der Strasse zu ihrem Namen verholfen haben dürfte. An die auf der rechten Seite der Limmat gelegene Verlängerung der Verteidigungslinie zum Zürichberg erinnert die Letzistrasse.

Hard

A propos «Hard». Dieses Wort findet sich in besonders vielen Orts- und Strassennamen innerhalb der Stadt Zürich: Hardbrücke, Hardau, Hardegg, Hardgut, Hardhof, Hardplatz und natürlich Hardturm-Stadion (beziehungsweise Hardturm-Brache). Diese Lokalitäten liegen zwar alle relativ nahe beieinander, ihre Häufung wirft aber dennoch Fragen auf.

Grund für die Prominenz des Namens Hard auf dem Stadtgebiet ist die ehemalige Landschaft abwärts der Limmat. Als Hard oder auch Hardt wurde einst ein Waldgebiet bezeichnet, das als Weideland benutzt wurde. Ein Zeichen dafür, wie bewaldet das Limmattal einst war. Im Sprachgebrauch gibt es ausserdem das Wort «Herdern», zum Beispiel beim Strassennamen Herdernstrasse. Diese Bezeichnung geht auf die Pluralform von Hard zurück.

Über welche Ortsnamen in der Stadt Zürich hast du dich schon gewundert? Schreib es uns in die Kommentare.

Binz

In Wiedikon gibt es eine Binzallee, in Oerlikon gibt es die Binzmühlestrasse. Die beiden Orte haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. In der Wiediker Binz gab es früher Gruben, in denen Lehm für die nahegelegenen Ziegelfabriken abgebaut wurde. Gruben und Fabriken sind längst verschwunden, heute ist die Binz von Gewerbe und Wohngebieten geprägt. Auch die Oerliker Mühle ist gibt es nicht mehr.

Einmal mehr hat der Name mit der Vegetation zu tun. Die Bezeichnung geht auf die Binsen zurück, die in den früher feuchten Gebieten besonders gut wachsen konnten. Binsen sind Gräser, die sich durch eine hohe Widerstandsfähigkeit auszeichnen. Die Kombination aus dem weichen Mark und der festen, aber nicht starren, biegsamen Rinde macht Binsen zu einem geschätzten Flechtmaterial für Körbe, Schuhe, Taschen, Matten oder Reusen.

Uto

«Uto» ist auch so ein exotisch klingendes Wort, das einem in und um Zürich immer wieder begegnet. Es gibt den Schulkreis Uto in den Stadtkreisen 2 und 3, die Utobrücke beim Sihlcity, das zum Flanieren einladende Utoquai am Sechseläutenplatz sowie natürlich das Hotel-Restaurant Uto Kulm auf der Spitze des Uetlibergs.

Die Auflösung des Rätsels: Uto ist eine literarische Bezeichnung für den Zürcher Hausberg selbst. Im Jahr 1750 bestieg der deutsche Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock den Uetliberg. Als er anschliessend die Ode «Der Zürchersee» schrieb, kam darin das Wort als Abwandlung des Namens Uotilo vor. Die Burg, die schon in der Bronzezeit auf dem Üezgi stand, wurde in historischen Quellen als «Burg des Uotilo» bezeichnet. Seit Klopstocks Gedicht tritt Uto als Namensbestandteil von Zürcher Gebäuden, Strassen und Vereinen in Erscheinung.

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Bonus: Irchel

Zum Abschluss noch ein Blick über die Stadtgrenze hinaus. Auf dem Abhang vom Zürichberg Richtung Milchbuck liegen ein Campus der Universität sowie ein künstlicher angelegter Park mit Seeli. Beides ist gemeinhin als «Irchel» bekannt. Das verwirrt, denn eigentlich ist der Irchel ein Höhenzug mit einer Höhe von beinahe 700 Metern über Meer zwischen Thur, Rhein und Töss.

Es wird vermutet, dass sich der Name Irchel aus dem gallo-römischen Begriff «iorkos» (Rehbock) gebildet hat. In Urkunden und Plänen wird der Irchel um das Jahr 1259 noch als «mons Mirchiln» bezeichnet. Der Irchel im Zürcher Weinland war in der römischen Antike Teil des Grenzwalls Limes. Der Stadtzürcher Irchel hat damit wohl nur insofern zu tun, dass der Irchelpark im Süden von der Irchelstrasse begrenzt wird. Die historische Bezeichnung für das Gebiet lautete «Strick».

(osc)

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 10. August 2024 07:50
aktualisiert: 10. August 2024 07:50