Spuckerei am Zürcher Hauptbahnhof – SVP-Matter will Choderis erziehen
Thomas Matters Frust liegt direkt auf dem Boden. Er sei ein paar Mal in Bern gewesen, sagte der Zürcher SVP-Nationalrat kürzlich im «SonnTalk», wo die Gäste zu Beginn der Sendung jeweils ihre Lust und ihren Frust der letzten Woche verraten. «Mir fiel auf, wie vor allem um die grossen Bahnhöfe herum auf den Boden gespuckt wird. Das regt mich wirklich auf.» Das gehöre nicht zu unserer Kultur und sei «total unschweizerisch». Er sei gegen Verbote und Bussen. «Aber da muss man jetzt irgendetwas unternehmen», forderte er.
Gegenüber ZüriToday führt Matter aus, wie gross das «Choderi»-Problem ist. «Mich graust es wirklich langsam», sagt er. Dies betreffe auch den Zürcher Hauptbahnhof. «Manchmal weiss man nicht, wo man durchgehen soll – überall sieht man Spucke am Boden», regt er sich auf.
Er habe als kleiner Bub gelernt, dass es sich nicht gehöre, auf den Boden zu spucken, sagt Matter. «Vreneli und Ueli spucken nicht auf den Boden», behauptet er. Scheinbar sähen dies gewisse Kulturen vor allem in den Städten anders. Er habe schon mehrfach, vor allem Männer, beobachtet, die ihre Spucke am Bahnhof, aber auch auf Trottoirs in der Stadt hinterlassen hätten.
90 Verzeigungen
Die «Speuzerei» kann in der Stadt Zürich bestraft werden. «Stellt ein Polizist ein Fehlverhalten im Zusammenhang mit Spucken direkt fest, können die Verursachenden mit einer Ordnungsbusse von 120 Franken gebüsst werden», bestätigt Daniel Wäspi, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich. Dabei handelt es sich um einen Verstoss gegen die allgemeine Polizeiverordnung der Stadt Zürich. Artikel 10 zur Beeinträchtigung von öffentlichem und privatem Eigentum verbietet, öffentliches oder privates Eigentum zu verunreinigen, zu verändern oder zu beschädigen.
Die Polizei ahndet solche Übertretungen laut Daniel Wäspi im Rahmen der normalen polizeilichen Tätigkeit. «Es gibt keine ‹Spuck-Kontrollpatrouillen›», stellt er klar. Bis Anfang November registrierte die Polizei rund 90 Verzeigungen. In den letzten drei Jahren kam es im Schnitt pro Jahr zu rund 160 Verzeigungen. Darunter fallen aber auch andere Verstösse wie «wildes Urinieren» – eine genaue Unterscheidung registriert die Polizei nicht.
Spudernden Passanten drohen auch etwa in Dübendorf, Glattfelden oder Uster Bussen. Die Stadt Wallisellen sorgte für Wirbel, als sie die Spuck-Busse Anfang 2024 von 30 auf 300 Franken erhöhte. Höhere Bussen oder strengere Kontrollen lehnt Thomas Matter ab. «Hilfreich wäre, wenn man die Leute präventiv darauf aufmerksam machen würde, dass es sich in unserem Land nicht gehört, auf den Boden zu spucken.»
Busse von mindestens 25 Franken
Für die Stadt Zürich sind Anti-Spuck-Broschüren oder Ähnliches keine Option. «Die Stadt Zürich bietet eine hohe Lebensqualität – dazu gehört auch die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Sauberkeit spielt dabei eine wichtige Rolle», sagt Nadine Markwalder, Mediensprecherin des Präsidialdepartements der Stadt. Die Stadtreinigung sei an sieben Tagen die Woche fast rund um die Uhr für eine saubere Stadt Zürich unterwegs. «Verbotsschilder gegen Spucken, Littering und andere Handlungen, die sich nicht gehören, tragen kaum zur Aufenthaltsqualität bei.» Um solchen Übertretungen vorzubeugen, sensibilisiere die Stadt die Bevölkerung und Gäste deshalb mit Kampagnen und passe die Infrastruktur den Bedürfnissen an.
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Auch die Bahnhofordnung der SBB hält fest, dass Verunreinigungen, zum Beispiel durch Spucken, auf dem Bahnhofareal nicht gestattet sind. Jede mutwillige Verschmutzung des Bahnhofareals sei ein Ärgernis und beeinträchtige das Wohlbefinden aller Reisenden, sagt SBB-Mediensprecherin Mara Zenhäusern. «Personen, die das Bahnhofareal mutwillig verschmutzen, müssen mit einer Umtriebsentschädigung von mindestens 25 Franken und oder einer Wegweisung rechnen.»
Die Sicherheits- und Reinigungsteams der SBB seien regelmässig in den Bahnhöfen unterwegs, sagt Zenhäusern. Ihre Präsenz trage dazu bei, Verschmutzungen zu vermeiden. Zusätzlich setze die SBB auf Sensibilisierungskampagnen und Aktionstage, um das Bewusstsein für respektvolles Verhalten und korrekte Abfallentsorgung zu schärfen.