Migros verbilligt Früchte und Gemüse – Bauern sind besorgt
Nach der grossen Entlassungswelle vom Sommer möchte die Migros zurück zu ihren Wurzeln als Supermarkt mit hochwertigen Produkten und attraktiven Preisen. Im Rahmen dieser Strategie kündigte das Unternehmen am Montag an, die Preise von über 1000 Alltagsprodukten auf «Discounter-Niveau» zu senken.
Peter Diethelm, CEO der Migros Supermarkt AG, nannte dabei unter anderem Gurken, Tomaten, Salat, Rüebli, Kartoffeln, Äpfel und Birnen. Den Auftakt machten über 60 Gemüse- und Obstsorten, deren gesenkte Preise ab sofort in den Filialen mit einem neuen «Tiefpreis»-Sticker gekennzeichnet sind.
«Es gibt künftig keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen», sagte Peter Diethelm, Geschäftsleiter der Supermarkt AG an der Medienkonferenz.
Migros nimmt tiefere Gewinne in Kauf
Müssen sich die Bauern als Lieferanten von Früchten und Gemüse nun Sorgen machen? Die Migros gibt in der Medienmitteilung zur neuen Strategie Entwarnung. In den kommenden fünf Jahren will das Unternehmen insgesamt 500 Millionen Franken in die Preissenkungen investieren und nimmt dadurch einen kleineren Gruppengewinn in Kauf. Mario Irminger, Präsident der MGB-Generaldirektion, betont: «Die tieferen Preise gehen ausdrücklich nicht auf Kosten von Landwirten und Produzenten.»
Befürchtung bei den Bauern
Die Bauern sind trotzdem besorgt. Schlussendlich sei es für die Landwirtschaft zentral, dass die Produktionskosten gedeckt seien, sagt Ferdi Hodel, Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbands, gegenüber ZüriToday. «Wenn Preissenkungen durch eine Margen-Reduktion bei den Detaillisten geschehen, ist das in Ordnung, solange dies nicht zu Lasten der Bauern passiert.» Er äussert aber auch Befürchtungen über mögliche indirekte Folgen des Entscheids für die Bauern.
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«Letztendlich sind die Bauern immer am kürzeren Hebel»
Er nennt ein konkretes Beispiel aus dem vergangenen Herbst: Nachdem Aldi seine Fleischpreise dauerhaft gesenkt hatte, zogen weitere Detaillisten innerhalb kurzer Zeit nach. Aus einzelnen Preissenkungen – wie jetzt beim Gemüse – kann sich also eine gefährliche Dynamik entwickeln. Die Folgen sind dann trotzdem tiefere Preise für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse.
Deshalb setzt sich der Zürcher Bauenverband, der etwa 3000 Bauernfamilien im Kanton vertritt, für kostendeckende Produktpreise in der Landwirtschaft ein. Die Bauern benötigten faire Preise als Planungssicherheit für ihre langfristigen Investitionen, erklärt Hodel. «Letztendlich sind die Bauern aber leider immer am kürzeren Hebel.»