Dieser Kaffeeplausch endet garantiert mit Kater
Von der Busstation Schmiede-Wiedikon aus sehe ich bereits mein Ziel. Der Eingang des Casa del Gato führt mich durch zwei Glastüren. Der Zwischenraum dient zum Desinfizieren meiner Hände und der Sicherheit, dass kein Vierbeiner auf die Strasse flitzen kann. Shabby Chic Möbel und Katzenbäume füllen den Raum vor mir. Auf einzelnen Stühlen liegen Fellkissen – sie leben.
Weiter vorne schleicht schon der nächste Stubentiger um die Ecke. Der eine ignoriert mich, der andere schnuppert neugierig an mir. Links vom Eingang befindet sich die Take-Away Küche. Sie ist mit Glasscheiben vor bettelnden Katzen und unerwünschten Katzenhaaren geschützt. Drinnen sehe ich drei Mitarbeitende, die fleissig am Schnetzeln und Kaffee machen sind. Eine von ihnen kommt lachend auf mich zu.
Simge Aglamaz ist Mama von sieben Katern und Mitinhaberin des Katzencafés Casa del Gato in Zürich. Vor gut drei Jahren hat sich ihr Freund von einer Dokumentation mitreissen lassen, die über ein solches Café in Paris berichtete. Aus einer Idee wurde schnell Realität. Wobei, so schnell ging es dann doch nicht.
Was lange währt, wird endlich gut
Wegen Corona habe die ganze Planung zwei Jahre gebraucht. Zudem sei die Idee eines Katzencafés neu in der Schweiz und Simge Aglamaz und ihr Freund konnten sich nicht auf bereits bestehende Vorlagen stützen. «Wir mussten unsere Idee mit möglichen Bestimmungen einreichen, was nicht ganz einfach war», meint die 32-Jährige.
Nach zwei Jahren Bürokratie-Arbeiten haben sie es geschafft und das Casa del Gato eröffnet. Einen guten Monat später kam der Lockdown. Nicht optimal für einen Start, aber sie haben ihn überlebt und begrüssen heute nicht nur Schaulustige, sondern auch einige Stammgäste.
Eine Casa nach Gusto des Gato
Leo, Pedro, Cesar und Diego sind die Herren im Casa del Gato. Seit dem Start des Cafés sind die Kater Teil davon. «Die drei Maine-Coon-Brüder haben wir von einem Pärchen übernommen, das sich gerade getrennt hatte und die zwei Britisch-Kurzhaar-Kater sind seitdem sie ein Baby sind bei uns», erzählt die Katzenmama.
Vor der Eröffnung hätten Simge Aglamaz und ihr Freund sich informiert, welche Katzenrasse für ihre Idee geeignet wäre. Die Einrichtung des Cafés sei dadurch ganz nach den Bedürfnissen der Tiere gestaltet.
Date-Nights mit den Herren des Hauses
Abends geht Simge Aglamaz in ihre Wohnung im ersten Stockwerk und sorgt sich um ihre drei Hauskatzen. Sie trenne in dem Sinne Geschäftliches und Privates. Eine Lieblingskatze habe sie nicht, aber eine engere Verbindung zu ihrem Hauskater Einstein. «Er begleitet mich schon viele Jahre und ist der einzige, der das Bett mit mir teilt – nebst meinem Freund» grinst die Besitzerin. Mindestens einmal in der Woche campt sie auch im Restaurant.
Mit Juan, einem der Main-Coon-Brüder, habe die Katzenmama in den letzten Monaten mehr Zeit verbracht. Die Fellnase litt seit ihrer Geburt an einem Herzfehler und musste nun vor einigen Wochen eingeschläfert werden.
Geeignete Pflege für Samtpfoten
Die Hygiene im Casa del Gato stehe nebst dem Wohl der Kater an oberster Stelle. «Die Küche ist mit Glasscheiben geschützt und die Gäste bestellen bei uns an der Theke», erklärt mir Simge Aglamaz die Selbstbedienung. Das stille Kater-Örtchen befindet sich in einem separaten Raum und werde jeden Morgen geputzt. Die gute Lüftung sorgt dafür, dass keine unerwünschten Gerüchte im Raum entstehen. Jeden Abend wird alles geputzt und der Boden mit einem Dampfreiniger desinfiziert, wobei das Team auf tierfreundliche Putzmittel achten müsse.
Kein Katzencafé-Museum
Wer vor dem Mittag ins Casa del Gato geht, wird eher in den Schmusegenuss kommen. Ab dem Mittag fallen die Herren nämlich in einen Schlaf, der meistens bis zum Abend andauere. Damit ihre Ruhe nicht gestört werde, hat Simge Aglamaz ein Regelblatt auf den Tischen verteilt. Es solle den Gästen zeigen, wie sie sich zu verhalten haben und Erwartungen runterschrauben. So funktioniere das Zusammenleben mittlerweile sehr gut. «Jetzt ist es mega schön zu sehen, wenn ein Gast ins Café kommt und ein Kater die Person gleich erkennt und an ihren Tisch geht», findet die ehemalige Marketing Managerin.
Zu Beginn des Katzencafés mussten die Gäste etwas «erzogen» werden. Einige kamen nur kurz zum Schauen, andere wollten die Kater mit Hundefutter füttern. Es fehle in den meisten Fällen einfach an Erklärungsbedarf. Wenn die Unklarheiten geklärt seien, könne dem Schmusen nichts mehr im Weg stehen.