CEO von Sunrise will 5G-Widerstand im eigenen Dorf bodigen
Die Anwohnerinnen und Anwohner im Humrigen-Quartier in Herrliberg sind beunruhigt. «Meine Familie und ich wären den Strahlungen vollkommen ausgeliefert», sagte Gaby Tödtli im November zu ZüriToday. Auch Manuela Toscano, die mit ihrer Familie in einem Reihenhaus im Quartier wohnt, wehrte sich: «Wir wollen uns nicht verstrahlen lassen.» Seit dem Herbst laufen sie zusammen mit weiteren Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern Sturm gegen eine sechs Meter hohe 5G-Antenne der Sunrise UPC GmbH. Diese soll auf das Dach eines Blocks in ihrem Quartier gepflanzt werden.
Vom Vorhaben der Sunrise und der Eigentümerin des betreffenden Blocks hatten sie über ein anonymes Schreiben erfahren. Nun will der CEO des zweitgrössten Telekommunikationsunternehmens in der Schweiz den Widerstand stoppen.
«Mit falschen Vorurteilen Ängste schüren»
An Heiligabend flatterte den Anwohnenden ein Brief von Sunrise-Boss André Krause höchstpersönlich in den Briefkasten. Im Zusammenhang mit der geplanten Mobilfunkanlage hätten anonyme Schreiben die Sunrise erreicht, schreibt Krause darin. Diese versuchten, «Sie als Bewohnerinnen und Bewohner im Ortsteil Humrigen, insbesondere in der Nähe der geplanten Anlage, unter Druck zu setzen und mit falschen Vorurteilen und Behauptungen Ängste zu schüren».
Weiter versucht der Sunrise-Boss mit seiner Herkunft zu punkten. «Wie Sie, sind meine Familie und ich ebenfalls Einwohner von Herrliberg. Deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, dass Sie als Anwohnende der geplanten Mobilfunkanlage korrekt und umfassend informiert werden.»
Schutz der Bevölkerung sei jederzeit gewährleistet
Im Brief versucht Krause die Argumente des anonymen Schreibens zu widerlegen. Anders als von den anonymen Autorinnen und Autoren der Schreiben behauptet, nehme die Strahlung mit der neuen Anlage nicht wesentlich zu, argumentiert er etwa. Auch erklärt er, dass die im Vergleich zum Ausland zehnfach strengeren Schweizer Grenzwerte jederzeit eingehalten würden und der Schutz der Bevölkerung jederzeit gewährleistet sei.
Den Brief schliesst er mit einer Einladung zu einem Informationsanlass über die neue Mobilfunkanlage am 12. Januar im Restaurant Rössli zur Vogtei in Herrliberg. «Nach unserer Erfahrung gelingt es im persönlichen Kontakt besser, aufeinander einzugehen und Informationen zu vertiefen», begründet Krause die Einladung.
«Wäre ihm die neue Antenne vor der Nase recht?»
Der Brief überzeugt die Anwohnenden, die gegen die Antenne kämpfen, nicht. «Das Einzige, was ich dazu sagen kann, ist, ob es dem CEO denn recht wäre, wenn die neue Antenne gerade ihm vor die Nase gesetzt würde, wenn er alles für so ungefährlich hält», sagt Manuela Toscano.
Gerüchten zufolge wohnt André Krause nicht im Quartier der geplanten 5G-Antenne, sondern oberhalb Herrliberg in einem Villenquartier. «Die Distanz der geplanten Antenne und der Wohnadresse von Herrn Krause beträgt einige hundert Meter», sagt Therese Wenger, Sunrise-Mediensprecherin, auf Anfrage von ZüriToday.
Tausende Studien seien massgebend
Als CEO von Sunrise setze sich Herr Krause seit Jahren für eine faktenbasierte Information über Mobilfunk und 5G ein mit öffentlichen Auftritten in Unternehmen, Verbänden, Politik, sagt Therese Wenger, was Krause bereits im Brief schreibt. So auch im Fall der geplanten Antenne, weil durch Falschinformationen in anonymen Schreiben versucht worden sei, die Bewohnerinnen und Bewohner im Ortsteil Humrigen zu verunsichern. Sie wiederholt, dass es Krause als Einwohner von Herrliberg ein persönliches Anliegen sei, korrekt und umfassend zu informieren. «Massgebend sind dabei die tausenden von seriösen, wissenschaftlichen Studien dank Jahrzehnte langer Forschung.»
Anfang 2022 fragte die «Zürichsee-Zeitung» Krause in einem Interview, ob er Freude an einer 5G-Antenne vor seiner Haustür in Herrliberg hätte. Er habe bereits eine Microcell, einen Empfangsverstärker, im Wohnzimmer, antwortete der Sunrise-CEO damals. Aber er verstehe natürlich, dass einem das Thema nicht behage. Auch die Covid-Spritze behage ihm nicht. Aber die Rationalität sage ihm am Ende: Wenn man das Netz haben wolle, müsse man damit leben können.