Zürich
Stadt Zürich

Bernhard Diethelm leugnet Zürcher Gewaltanfall: Schwyzer Ex-Kantonsrat zu 9 Monaten verurteilt

Quelle: ZüriNews / Schwyzer Ex-Kantonsrat zu 9 Monaten verurteilt / Beitrag vom September 2024

Zürcher Obergericht

Schwyzer Ex-Kantonsrat zu 9 Monaten verurteilt

Der ehemalige Schwyzer SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm hat sich am Mittwoch vor dem Zürcher Obergericht kämpferisch gezeigt. Der 41-Jährige entschuldige sich für das, was er wirklich gemacht habe. Er wird zu einer bedingten Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt.

Das Zürcher Obergericht hat den ehemaligen Schwyzer SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm am Mittwoch zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 9 Monaten verurteilt, dies wegen Körperverletzung. Der 41-Jährige hatte eine Prostituierte angegriffen und gewürgt.

Zusätzlich zur bedingten Freiheitsstrafe verurteilte das Obergericht den ehemaligen Politiker zu einer bedingten Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 100 Franken und zu einer Busse von 1000 Franken. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Weichteilverletzungen im Inneren des Halses

«Es besteht kein Zweifel daran, dass Sie die Frau angegriffen und in den Schwitzkasten genommen haben», sagte der Richter bei der Urteilseröffnung zu Diethelm. Dafür sprächen auch die Weichteilverletzungen im Inneren ihres Halses.

Für den Straftatbestand «Gefährdung des Lebens» - wie ihn die Staatsanwaltschaft beantragte - reiche das «jedoch noch nicht aus». Die Prostituierte habe zwar ausgesagt, dass ihr «schwummrig» geworden sei, allerdings habe sie nicht das Bewusstsein verloren.

Nach Chloroform gegoogelt

«Worauf wir nach wie vor keine Antwort haben, ist das Motiv», sagte der Richter weiter. Er erwähnte dabei, dass sich der ehemalige SVP-Politiker im Jahr 2019 für KO-Tropfen interessiert habe und beim Online-Shopping welche in seinen Warenkorb gelegt habe.

Kurz vor dem Treffen mit der Prostituierten in Zürich googelte er zudem «Chloroform kaufen Schweiz». Eine Erklärung für all das hatte Diethelm nicht. «Niemand ausser Sie wissen, wie es weitergegangen wäre, wenn die Frau sich nicht hätte wehren können.»

Tatsächlich sagte die Prostituierte in den Einvernahmen aus, dass sie einen chemischen Geruch registrierte, als Diethelm sie in den Schwitzkasten nahm. Zudem habe er ihr im Voraus gesagt, sie solle nach dem Treffen mit ihm an diesem Tag keine weiteren Termine mehr abmachen.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Urteil um einen Monat erhöht

Mit seinem Urteil erhöhte das Obergericht das Urteil des Zürcher Bezirksgericht vom Sommer 2023 um einen Monat. Für den Staatsanwalt ist dies kein wirklicher Erfolg, denn er hatte eine bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten gefordert. Diethelm habe der Frau die Luft abgedrückt. «Die Rechtsmedizin geht von einem lebensbedrohlichen Vorfall aus», sagte der Staatsanwalt.

Die Anwältin der Prostituierten sagte, das Treffen mit Diethelm seien «die längsten Minuten ihres Lebens» gewesen. Er habe die Frau durch die ganze Wohnung gejagt und mehrfach angegriffen.

«Als Monster dargestellt»

Diethelms Anwalt hingegen bezeichnete die Aussagen der Prostituierten als «inkohärent». Sie habe mehrere Versionen erzählt, die Vorgänge seien «erstaunlich unklar». Die zwanzig Verletzungen, die bei ihr gefunden worden seien, darunter Schürfwunden und Hämatome, könnten auch von anderen Freiern stammen.

Erstellt sei nur, dass Diethelm sie geschubst habe, nachdem sie ihn in den Finger gebissen habe. Der Anwalt forderte deshalb, den ehemaligen SVP-Politiker lediglich wegen Tätlichkeiten zu einer Busse von 500 Franken zu verurteilen.

Diethelm gab vor Gericht zu, die Frau geschubst zu haben. Alles andere, für das er hier angeklagt sei, habe aber nicht stattgefunden. «Es wurden mir Sachen unterstellt, die mich als Monster hingestellt haben.» Gott sei Dank habe sich sein Umfeld nicht davon blenden lassen. Er arbeite hauptsächlich mit Frauen zusammen. In dieser schweren Zeit hätten sie ihn immer gestützt. «Es gibt auch Frauen, die nicht alle Männer verteufeln.»

Mit Leine und Halsband auf der Strasse

Der Ex-Politiker aus dem Wägital hatte sich im Jahr 2021 für Sado-Maso-Rollenspiele mit einer damals 26-jährigen Prostituierten getroffen. Im Whatsapp-Chat, in dem das Treffen vorbesprochen wurde, nannte er sich «devotes Schweinchen».

Als er nach dem Angriff auf die Prostituierte realisierte, dass sie wohl die Polizei angerufen hatte, flüchtete er auf die Strasse - dabei trug er immer noch Leine und Halsband.

(sda/joe)

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 4. September 2024 09:06
aktualisiert: 4. September 2024 19:07