Benin-Ausstellung im Museum Rietberg erkennt koloniales Unrecht an
Für die Ausstellung «Im Dialog mit Benin. Kunst, Kolonialismus und Restitution» hat das Museum Rietberg mit Partnerinnen und Partnern aus Nigeria als auch aus der Diaspora zusammengearbeitet. So kommen die vier Kuratorinnen Josephine Ebiuwa Abbe, Solange Mbanefo, Michaela Oberhofer sowie Esther Tisa Francini aus Nigeria und der Schweiz.
«Weltsicht in Benin»
Dabei sei besonders die Zusammenarbeit mit der Schweiz-nigerianischen Architektin Solange Mbanefo eine Premiere, heisst es in den Unterlagen des Museums zur Ausstellung. Für die Gestaltung habe sie sich «von der Weltsicht in Benin» inspirieren lassen. Demnach sei der Innenbereich den Innenhöfen des Palastes von Benin nachempfunden. Die Farbe Korallenrot stehe dabei für königliche Auftritte und Zeremonien. Die Präsentation spiegle die ursprüngliche Anordnung der Gegenstände auf den Säulen des Palastes oder auf den heiligen Ahnenschreinen.
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In den Aussenbereichen gibt die Ausstellung Auskunft zu den Biografien der Objekte und zur Zeitgeschichte. Dort herrscht die Farbe Blaugrün vor, die Farbe des Wassers und des Meeresgottes Olokun. Damit will die Architektin auf den Handel des Königtums Benins mit den Portugiesen ab dem 15. Jahrhundert und überhaupt die Aussenbeziehungen Benins verweisen.
Zudem greift Mbanefo auf ein Gestaltungsprinzip zurück, das auf gefalteter, linsenförmiger Architektur beruht. Fragmentierte Bilder, beispielsweise von Strassenszenen in Benin City, erschliessen sich den Besucherinnen und Besuchern erst, wenn sie den richtigen Blickwinkel einnehmen. «Dies macht die komplexe Geschichte Benins und die Stimmenvielfalt im Raum erfahrbar», schreibt das Museum dazu.
Plünderungen im Jahr 1897
Inhaltlich liegt das Jahr 1897 der Ausstellung zugrunde, eine Katastrophe für das damalige Königtum Benin. Die britische Armee legte nach der Eroberung den Palast in Schutt und Asche, den König Oba Ovonramwen vertrieb sie ins Exil.
Tausende von aufwendig gefertigten Objekten, feine Elfenbeinschnitzereien, Gedenkfiguren und Reliefplatten aus Messing wurden geplündert und aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen. In der Folge wurden die Kriegstrophäen zur Handelsware und schliesslich zu Ausstellungsstücken in europäischen Museen. Auch in der Sammlung des Museum Rietberg befindet sich geraubtes Kulturgut aus dieser Zeit.
Um diese Objekte geht es nun in der Ausstellung. Die sechzehn Benin-Objekte aus dem Museum Rietberg werden mit Werken der Afrika-Sammlung sowie Leihgaben aus dem Bernischen Historischen Museum und dem Musée d'ethnographie da la Ville de Neuchâtel ergänzt.
«Im Dialog mit Benin» ordnet Benin in die Kunstgeschichte Afrikas ein, thematisiert die historischen Vorgänge, zeigt die Gegenwart des Kulturerbes und fragt vor allem auch nach dessen Zukunft. Ein in Nigeria produzierter Film führt 1897 vor Augen. Eine neue Messingskulptur und Trauerlieder von Josephine Ebiuwa Abbe verdeutlichen den anhaltenden Schmerz der Edo-Gesellschaft.
Allfällige Rückgabe von Kulturgütern
Wenn nun das Museum Rietberg nach der Zukunft fragt, geht es auch darum, Unrecht anzuerkennen und Kulturgut allenfalls auch zurückzugeben. Diese sogenannte Restitution ist eine der Fragen, die das Museum in den letzten vier Jahren im Rahmen der Benin-Initiative Schweiz (BIS) angegangen ist. Unterstützt vom Bundesamt für Kultur untersuchen acht Schweizer Museen zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Nigeria ihre Benin-Sammlungen.
Nach dem vierjährigen Prozess im Rahmen der BIS solle ein «finaler Entscheid» zu Rückgaben am 26. Oktober an einem Restitutionsforum fallen, erklärt Esned Nezić, Leiter Marketing und Kommunikation am Museum Rietberg, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir geben Empfehlungen ab, der Entscheid liegt dann bei der Politik», so Nezić weiter.
Die Ausstellung «Im Dialog mit Benin» im Museum Rietberg findet im Rahmen der BIS statt. Sie ist vom 23. August bis 16. Februar 2025 zu sehen. Gleichzeitig finden in den Partnermuseen, etwa im Musée d'ethnographie de Neuchâtel, im Musée d'ethnographie de Genève sowie im Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Ausstellungen und Veranstaltungen zum Umgang mit dem Kulturerbe aus Benin in der Schweiz statt.
(sda/osc)