50 Jahre Frauenstimmrecht
Am 7. Februar 2021 ist es 50 Jahre her, dass in der Schweiz das Frauenstimm- und Wahlrecht auf Bundesebene durch eine Volksabstimmung eingeführt wurde. Das heisst aber nicht, dass auch alle Schweizer Frauen seit 50 Jahren abstimmen dürfen. Im Kanton Appenzell-Innerrhoden wurde am 29. April 1990 noch die letzte Männer-Landsgemeinde der Welt abgehalten. Und das Frauenstimm- und Wahlrecht wurde dabei nochmals abgelehnt. Aber der Widerstand war zwecklos: Per Bundesgerichtsentscheid wurde auch in Appenzell-Innerrhoden das Frauenstimm- und -Wahlrecht eingeführt.
Quelle: sda-Video
Die Geschichte um Gleichberechtigung für Frauen geht weit zurück. Aber weshalb erhielten die Frauen in der Schweiz erst so spät ihre Stimm- und Wahlrechte?
Deshalb wurde das Frauenstimmrecht so spät eingeführt
Viele Männer lehnten das Frauenstimmrecht ab. Im Archiv des Schweizer Radio und Fernsehen kann man sich diese Aufnahmen noch immer anhören.
Nur Männer durften über das Frauenstimmrecht entscheiden
Nach der Annahme des Frauenstimm- und Wahlrechts stiegen gleich mehrere Frauen auf einmal in die Politik ein. Einen einfachen Start hatten diese aber nicht.
Schweizer Frauen in der Politik - heute und damals
Und obwohl schon viel passiert ist, gibt es noch vieles, dass in der Schweizer Politik verändert werden muss, um die Gleichstellung der ganzen Bevölkerung zu garantieren.
Das muss in Sachen Frauenrechte noch passieren
Lili Nabholz sass für die Zürcher FDP 16 Jahre lang im Nationalrat. Sie war von 1987 bis 2003 Mitglied der grossen Parlamentskammer. Wie sie ihre erste Zeit als Frau in Bundesbern erlebt hat, erzählt sie im Interview:
«Das war Sexismus wie es im Büechli steht»
Zum 50-jährigen Jubiläum des Frauenstimm- und Wahlrechts haben wir mit verschiedenen Frauen, sowie einem Mann über ihre Wertvorstellungen gesprochen.
Sarah Akanji
Sarah Akanji (28) aus Winterthur ist Fussballspielerin und SP-Kantonsrätin. In der Politik setzt sie sich besonders für die Chancengleichheit ein.
Sarah Akanji: «Ich finde immer noch die Schweiz ist nirgends»
Schon als Mädchen spielte Sarah Fussball und merkte selber, wie viel schlechter Frauen in der Fussballwelt gestellt sind. Professionelle Fussballspielerinnen gibt es in der Schweiz keine, sie müssen alle noch einen Job ausführen, um genügend Geld zu verdienen. Sarah versucht den Schweizer Frauenfussball deshalb weiter voranzutreiben. Sie war auch Mitgründerin des Frauenteams des FC Winterthur.
Sarah Akanji: «Frauen werden im Fussball an den Rand gestellt»
Aber nicht nur im Fussball setzt sie sich für die Förderung von Frauen ein. Sie will das Frauen in jeglichen Positionen stärker vertreten sind.
Sarah Akanji: «Den Frauen das Gefühl geben, dass sie willkommen sind»
Sarah weiss, dass sie ihre Position als Kantonsrätin nicht hätte erreichen können, ohne Frauen, die sich zuvor für die Gleichberechtigung eingesetzt haben.
Sarah Akanji: «Vor 30, 40 Jahren hätte ich niemals Teil des Kantonsrats sein können»
Hier kannst du dir das ganze Interview mit Sarah Akanji anhören:
Ganzes Interview mit Sarah Akanji
Eliane Stocker
Eliane Stocker (23) aus dem Fricktal (AG) macht eine Ausbildung zur Hotelkommunikationsfachfrau. Im Gegensatz zu vielen anderen Frauen in ihrem Alter kann sie sich gut vorstellen, in Zukunft bei ihren Kindern zu Hause zu bleiben.
Eliane Stocker: «Mein Umfeld reagiert nicht kritisch»
Sie sieht das «Kinder-Kriegen» als Verantwortung und Geschenk. Sie will eine Karriere nicht ausschliessen. Aber zu arbeiten, nur um für die Kosten einer Kindertagesstätte aufzukommen, kommt für sie nicht in Frage.
Eliane Stocker: «Ich sehe das nicht als Karriere-Killer»
Elianes Mutter war während ihrer Kindheit die meiste Zeit zu Hause. Besonders dadurch haben die beiden eine sehr enge Bindung zueinander.
Eliane Stocker: «Wir haben eine starke Bindung»
Hier kannst du dir das ganze Interview mit Eliane anhören:
Ganzes Interview mit Eliane Stocker
Petra Volpe
Petra Volpe (50) ist eine Schweizer Drehbuchautorin und Regisseurin und lebt in New York. Sie ist Regisseurin des Dramafilms «Die göttliche Ordnung», der den Kampf der Frauen für das Frauenstimmrecht thematisiert. Der Film wurde in Kinos in der Schweiz, Deutschland und Österreich gezeigt. Für den Film befasste sie sich intensiv mit der Geschichte über das Frauenstimmrecht in der Schweiz.
Petra Volpe: «Mich hat genervt, wie wenig ich darüber wusste»
Als Grund für die späte Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz, sieht sie die Bevölkerung selbst.
Petra Volpe: «Die Schweiz war veränderungsresistent»
Das Rollenbild der Hausfrauen sieht sie kritisch. Sie ist überzeugt, dass ein Leben zu Hause für niemanden vollkommen erfüllend ist.
Petra Volpe: «Das Modell der Hausfrau ist problematisch»
Der grosse Kampf um Gleichberechtigung begann jedoch erst nach der Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts.
Petra Volpe: «Das Frauenstimmrecht war erst der Anfang»
Marius Bear
Sänger Marius Bear (27) kommt aus dem Kanton Appenzell-Innerrhoden, also aus dem Kanton, der das Frauenstimmrecht als letzter Kanton der Schweiz eingeführt hat.
Marius Bear: «Dass es in Appenzell Innerrhoden so lange gedauert hat, hat traditionelle Gründe»
Marius lebt mit seiner Freundin zusammen. Er könnte sich auch eine anti-traditionelle Rollenverteilung sehr gut vorstellen.
Marius Bear: «Ich wäre gerne Hausmann»
Aktuell teilen sie sich den Haushalt aber noch gemeinsam auf.
Marius Bear: «Ich bin zuständig fürs Staubsaugen und die Küche»
Hier kannst du dir das ganze Interview mit Marius Bear anhören: